Kawasaki Z e-1 im ersten Fahrtest

Kawasaki Z e-1 im ersten Fahrtest

Mit der Z e-1 und der Ninja e-1 vollbringt Kawasaki das, was den großen Herstellern bisher nicht gelang oder gelingen wollte: Echte Elektromotorräder zum Pendeln mit A1 und B196. MOTORRAD fuhr den nackten Stromer Z e-1.

Aktuell dominieren vorwiegend kleine Hersteller und Start-Ups den 125er-Elektro-Markt. Große Marken blieben – mal abgesehen von 50er-Scootern – dem Markt noch fern. Kawasaki steigt als erster Big-Player in den E-Motorradsektor ein und gibt in Form der urbanen Stadtflitzer Z e-1 und Ninja e-1 ihrer "Green Power"-Kampagne zwei Startschüsse ab. Somit ist zumindest das Stammtisch-Argument des kleinen Händlernetzes für E-Fahrzeuge nichtig: Kawasaki betreibt allein in Deutschland etwas über 180 Händler und Werkstätten.

 

 

Neuer Antrieb, bekannte Optik

Wichtig bei der Entscheidungsfindung "E-Motorrad: Die Optik. Viele E-Mopeds entsprechen nicht dem klassischen Bild eines Motorrads oder einer Marke. Wirken schon im Stand nach "Zukunft" und deuten an: Hier bin ich, die Mobilitätswende! Das schreckt womöglich ab, es fehlt der "Motorrad-Look". Und hier sammelt die Kawasaki Z e-1 dicke Pluspunkte: Sie schaut eins zu eins aus, wie eine Zett, wirkt wie ein eineiiger Zwilling der kleinen Z 400. Optisch einziges Merkmal, was die E-Zett von einer Benzin-befeuerten unterscheidet: Krümmer und Auspuff fehlen.

Eine Z 400 mit Strom im Tank

Dieses "Bekannte" setzt sich beim ersten Aufsatteln fort: Die Kawasaki Z e-1 wirkt wie eine alte Freundin. Nichts wirkt aufgesetzt, alles hat seinen Platz. Man kennt sich. Die Geometrie ist von der Z 400 abgekupfert, was neben einer schmalen Silhouette eine kommode Sitzposition mit sich bringt, selbst für Großgewachsene ermöglicht sie eine gehörige Portion "Wohlfühlfaktor". Schnell ist vergessen, dass man auf einem E-Motorrad hockt. Beim Druck auf den Starterknopf kommt jedoch schnell die Erinnerung durch ein "Nichts" zurück: Mucksmäuschen-Still, ohne surren und säuseln, ist die Z E-1 betriebsbereit.

Elektro-125er von Kawasaki

Angetrieben wird das kleine Naked-Bike von zwei parallel geschalteten Akkus, die dem Mittelmotor Leistung von 9 PS ermöglichen und kurzzeitig von 15 PS. Im städtischen Verkehr von Paris das bekannte Spiel mit den Stromern: Die Leistung ist genügend, jeder Ampelstart ein Gewinn. Dazu hängt der Antrieb sauber am Gas – Pardon: Kabel – und lassen eine etwas ruppige Leistungsannahme von bisherigen E-Antrieben vermissen. Ein wenig erinnert die Leistungsannahme und -abgabe dem eines klassischen Reihenzweizylinders: Smooth und geschmeidig.

Elektrischer Leichtbau bei Kawasaki

Dazu haben die zwei kleinen Akkus der Kawasaki Z e-1 einen weiteren Vorteil: Durch ihr einzeln geringes Gewicht von nur 11,5 Kilogramm bringt laut Kawa die ZE-1 nur 135 Kilogramm fahrfertig auf die Waage – immerhin elf Kilogramm leichter als eine Z125. Die wenigen Kilos werden vor allem im Pariser-Stadtdschungel deutlich: Mühelos schlängelt man auf der Z e-1 durch die gefühlt endlosen Blechlawinen und kann getrost – aufgrund der schmalen Silhouette – jede noch so kleine Schneise nutzen. Nachteil des Akkupaars: Die Reichweite beträgt nur 75 Kilometer. Ein Tourenmobil will die E-Z gar nicht sein, sondern soll den stumpfen Arbeitsweg spaßig gestalten – und der liegt in Deutschland bei durchschnittlich 16,9 Kilometern (hin und zurück), was Summa Summarum etwa vier Tage ohne Laden ermöglicht.

Akkus sind herausnehmbar

Apropos Laden: Mit zwei einfachen Handgriffen können beide Akkus der Kawasaki Z e-1 aus ihrer Vorrichtung entfernt und mit in die Wohnung genommen werden. Über ein im Lieferumfang erhaltenes Ladegerät können die Akkus an jeder handelsüblichen Steckdose neuen Saft bekommen. Wer über eine Garage mit Steckdose verfügt, kann das Motorrad auf direktem Wege an einer integrierten Ladebuchse aufladen. Die Ladedauer beträgt dabei 1,6 Stunden von 20 Prozent auf 80 Prozent und 3,6 Stunden von Null auf 100 Prozent je Akku.
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6 PS auf Knopfdruck

Kommen wir noch einmal zurück zu der Power der Kawasaki Z e-1 und den kurzzeitig 15 möglichen Pferden. Im normalen Betrieb erlauben die Akkus nur 9 PS. Ab etwa 50 km/h nimmt der Vortrieb deutlich ab und der Wunsch nach mehr Schub wird groß. Hier kommt der E-Boost ins Spiel: Über einen Schalter an der rechten Lenkerarmatur lassen sich für 15 Sekunden sechs PS zuschalten – The Fast an the Furious lässt grüßen. Die Zusatzleistung ist deutlich spürbar und katapultiert den urbanen Räuber im Nu auf maximale 99 km/h. Berechtigte Frage: warum nicht dauerhaft 15 PS? Die Begründung ist einfach. Würden die Akkus dauerhaft 15 PS Leistung abgeben, würde die Reichweite noch geringer ausfallen. Und mehr als 10 PS werden im städtischen Verkehr grundsätzlich nicht benötigt.

Cleveres Strommanagement bei der Z e-1

Praxisorientiert ist zudem die parallele Schaltung der Akkus der Kawasaki Z e-1: Sind beide Speicher nicht auf dem gleichen Ladestand, übernimmt zuerst die volle Batterie den Betrieb. Der andere Akku schaltet sich bei gleicher Akkukapazität automatisch dazu. Zwei Fahrmodi, Road und Eco, stehen dem Fahrer zur Verfügung. Größter Unterschied: Im Road-Modus liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 87 km/h, im Eco-Modus bei 62 km/h. Der Boost ist nur eim Road-Modus aktiv. Ein witziges und praktisches Feature befindet sich an der linken Lenkerarmatur: Der Walk-Modus. Mit ihm rollt die Kawa im Schritttempo und verfügt zudem über einen Rückwärtsgang – eine große Hilfe beim Rangieren an steilen Straßen. Erhältlich werden die Z e-1 sowie ihre verkleidete Schwester Ninja e-1 ab Oktober 2023 und belasten das Portemonnaie mit 8.235 Euro (Z e-1) oder 8835 Euro (Ninja e-1), inklusive Ladegerät und Adapter ohne Nebenkosten.

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